Mit diesem schnellen Abgang war nicht zu rechnen: Dass Dieter Greiner nach 25 Jahren an der Spitze der Staatsweingüter von heute auf morgen sein Büro im Kloster Eberbach geräumt hat, ist eine faustdicke Überraschung. Allerdings war nach den jüngsten Ankündigungen von Weinbauminister Ingmar Jung (CDU) mit Blick auf notwendige einschneidende Maßnahmen beim Staatsweingut nicht mehr damit zu rechnen, dass Greiner noch weitere 18 Monate auf seinem Posten würde bleiben können. Greiner hat erkannt, dass ein schneller Schlussstrich das Gebot der Stunde ist.
Die dringend notwendige Neuordnung der im vergangenen Jahr abermals stark defizitären Staatsweingüter bedarf eines neuen Geschäftsführers, weil nur er den Aufbruch glaubwürdig vertreten kann. Nun blickt der Rheingau mit Spannung auf die Personalfindung des Ministeriums. Dass ein Beirat aus Fachleuten gebildet wurde, um das Ministerium auch dabei zu beraten ist sinnvoll. Denn dem Aufsichtsrat gehören bis auf wenige Ausnahmen Laien an. Wäre das Kontrollgremium mit Fachleuten besetzt gewesen, dann wäre die Notbremse vielleicht schon viel früher gezogen worden. Allerdings darf sich niemand der Illusion hingeben, dass das landeseigene Weingut frei von politischer Einflussnahme sein wird. Politische Rücksichtnahmen wird es auch weiterhin geben. Ob das von Jung ausgegebene Ziel erreichbar ist, das Staatsweingut zu einem Qualitätsführer und Flaggschiff zu entwickeln, darf durchaus bezweifelt werden. Ein neuer Geschäftsführer wird zeigen müssen, dass er aus allerbesten Weinbergslagen und einer modernen Kellerei auch in der Breite Spitzenweine zu erzeugen vermag, die entsprechende Anerkennung finden. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage könnte dies der letzte Versuch des Landes sein, das Erbe der Zisterzienser, Nassauer und Preußen überzeugend fortzuführen. Wenn eines staatliches Weingut nicht mit hoher Qualität am Markt zu bestehen vermag, dann verliert es auch seine Berechtigung. Billig können andere besser !
(Mein Kommentar aus der FAZ vom 12. Juni 2025)