Seyffardt weiter Weinbaupräsident

Winzer Peter Seyffardt ist für weitere drei Jahre im  Amt des Präsidenten des Rheingauer Weinbauverbands bestätigt worden. Im Hauptausschuss erhielt Seyffardt 38 von 40 Stimmen. Einen Gegenkandidaten hatte nicht gegeben. Ursprünglich hatte Vizepräsident Frank Schönleber aus Winkel das Ehrenamt übernehmen sollen. Doch Winzer Schönleber verzichtete auf eine Bewerbung. Die aktuelle betriebliche Situation seines Weinguts mache es ihm gegenwärtig unmöglich, das zeitintensive Ehrenamt an der Spitze des Verbands zu übernehmen. Laut Seyffardt wurden zahlreiche andere Winzer und Persönlichkeiten nach ihrer Bereitschaft zur Übernahme der Verantwortung gefragt, doch habe es ausschließlich Absagen gegeben. Aus den Ortsvereinen des Weinbauverbands habe es ebenfalls keine Vorschläge gegeben.

„Die Gründe sind nachvollziehbar“, sagte Seyffardt. Es gebe für die Weinbaubetriebe gegenwärtig „Druck von allen Seiten“. Die Wirtschaftlichkeit sei kritisch und die verlangte Arbeitsleistung enorm. Seyffardt, der sein Martinsthaler Weingut gemeinsam mit seiner Tochter Julia leitet, verhehlte indes nicht, dass ihm die ehrenamtliche Arbeit auf einigen Feldern Spaß bereitet. Zudem gebe es spannende Einflussmöglichkeiten auf Bundesebene. Er sei zudem “ein Jahr jünger als der Bundeskanzler.“ Seyffardt kündigte an, potentiellen Kandidaten die Angst vor der Verantwortung nehmen zu wollen. Im „Haus der Region“ gebe es ein schlagkräftiges Team unter Verbandsgeschäftsführer Dominik Russler. Damit sei die Aufgabe „beherrschbar“. Russler sagte, Nachwuchssorgen gebe es bei mehreren deutschen Weinbauverbänden und sei keine Rheingauer Besonderheit.

Der als Vizepräsident wiedergewählte Schönleber ließ allerdings die Frage offen, ob angesichts des „unfassbar aufwendigen Jobs“ das Modell eines ehrenamtlichen Präsidenten auf Dauer haltbar und noch zeitgemäß sei. Sein ebenfalls im Amt bestätigter Co-Vizepräsident Bernhard Gaubatz kündigte an, dies sei in jedem Fall seine letzte Wahlperiode. Auch für die sechs Beisitzerpositionen gab es nur sechs Bewerbungen: Theresa Breuer, Marius Dillmann, Gunter Künstler, Gilbert Laquai, Simon Schreiber und Michael Burgdorf. Dem Vorstand gehören zudem als Vertreterin der Jungwinzer Sophie Egert und als Vertreter der Genossenschaften Manfred Sinz an.

Seyffardt warnet angesichts der Absatzkrise als Folge einer globalen Überproduktion und der Konsumzurückhaltung vor einem überbordenden Pessimismus in der Branche. Er verglich die Lage mit der Mitte der 1980er Jahre. Notwendig sei aber eine „starke Marke Rheingau“ und ein langfristiges „Austrocknen“ des wenig lukrativen Fassweinmarktes, auf dem sich die großen Kellereien zu möglichst niedrigen Preisen bedienen. Im Rheingau könne angesichts der geringen Erntemengen zu auskömmlichen Preisen kein Fasswein produziert werden, ohne in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten.  (aus der FAZ vom 22. Mai)