Neues aus dem Verkostungstagebuch

… wie gewohnt kurze Notizen über das, was zuletzt im Glas und bemerkenswert war…

Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach

2015 Höllenberg Spätburgunder Cabinet GG trocken – feine Noten von Cassis, wie sie für den Höllenberg so typisch sind – mehr Eleganz als Kraft, langer Nachhall, wirkt etwas reifer, als es der wunderbare Jahrgang vermuten lässt

J.B.Becker, Walluf

2022 Rotweiß Spätburgunder Rosé – ein Rosé mit rustikalem Etikett in dunkelgrüner Schlegelflasche, die den Blick auf den wunderbaren Farbton völlig verwehrt. Auch das ist ein Statement. Und der Wein? Auch  für einen Rosé-Skeptiker wie mich sehr gut mit feinen Aromen roter Beeren, aber nicht quietschig, nicht easy drinking auf dem Weinfest, sondern ernsthaft und fein. Das gilt auch für den parallel verkosteten 2023 Pinot Noir Rosé trocken vom Bischöflichen Weingut. Völlig andere Stilistik, aber mit Sicherheit einer der besten Roséweine, die im Rheingau zu finden sind. Erwartungsgemäß hervorragend übrigens Beckers 2013 Riesling Walkenberg Spätlese trocken

Peter Perabo, Rüdesheim

2023 Riesling trocken „Peter P“ – ja, der Betriebsleiter des Bischöflichen Weinguts macht jetzt auch seinen eigenen Wein (eine Vorbereitung auf den „Ruhestand“?), der sehr saftig und mineralisch zugleich daherkommt. Klare Kaufempfehlung!  

Jasper Franz, Lorch

2023 Riesling Alte Reben Schiefer – eine von nur 812 Flaschen, die Jasper Brysten gefüllt hat. Das besonders Schöne daran: Getrunken in der wiederbelebten Schänke Altenkirch in Lorch! Gutes Essen, gute Weine, schönes Ambiente, hingehen!

Weingut Schön, Aulhausen

Endlich nach langer Pause  mal wieder bei Klaus Schön in Aulhausen, dem Rotweingenie… Späbus im klassischen Stil auf der eher voluminösen Seite mit Kraft und Power, bsp. 2022 Roseneck Spätlese trocken und die ganz außerordentliche 2020 Berg Roseneck Auslese trocken… ein Bergwein der besonderen Art. Probieren !

Schloss Vollrads, Winkel

2016 Edition Rheingau Riesling – die jährlich von den Mitarbeitern „gewählte“ Edition, diesmal gereift, was dem Wein aber sehr gut getan hat und mit einmal mehr zeigte, dass 2016 wirklich ein sehr guter Jahrgang ist.

Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach

2022 Neroberg Riesling trocken Cresentia – der Neroberger ist in fast jedem Jahrgang eine Bank unter den Erste-Lage-Weine der Staatsweingüter. Schöne Mineralität, unterlegt mit filigraner Frucht, eher kühl wirkend, toller Trinkfluss… getrunken auf dem Neroberg direkt über den Reben, schmeckt nirgends besser!

Chat Sauvage, Johannisberg

Chardonnay brut Sekt, degorgiert am 11. März 2024, eine Wucht !

2022 Chardonnay trocken – das ist neben und mit Künstlers Chardonnay „Kalkstein“ (2023 schon verkostet) einfach der beste Chardonnay des Rheingaus. Punkt. Im „Pfaffenberg“ (Restaurant Chamame) ebenfalls verkostet und für sehr gut befunden: Künstlers 2022 Stielweg Alte Reben Riesling.

Weingut Johannishof, Johannisberg

2022 Hölle GG und 2022 Rottland im Vergleich. Eine Überraschung, denn üblicherweise bin ich als Fan des Rüdesheimer Berg in der Versuchung, den Rottland „blind“ vorzuziehen. Doch Pustekuchen: die Hölle ist in diesem Jahrgang ein Monument! Großartig.

40 Jahre Charta-Weine

Im intimen Kreis wurden während der Glorreichen Rheingau Tage auf Weingut Robert Weil 20 Charta Weine aus vier Jahrzehnten von fünf Erzeugern verkostet. Die Spanne reichte von zwei 1983 (Weil und Wegeler) aus dem allerersten Jahrgang bis zu 2016 (Spreitzer) und 2019 (Wegeler). Eine würdige Geburtstagsfeier zum 40. für den Charta mit der Erkenntnis: unverändert ein überzeugendes Konzept (wenn auch mit zu wenigen Erzeugern), besonders herausragend aus „mittelreifen“ Jahren wie 1994, 2001, 2004, 2008, 2014 u.a., sehr hohes Reifepotential und unverändert ein klasse Essensbegleiter“

Meine Favoriten der Probe: 1983 Weil, 1992 Wegeler, 1994 Johannishof, 2001 Weil, 2008 Spreitzer, 2014 Jakob Jung

Wen die Geschichte der Charta-Bewegung interessiert: eine ausführliche Rückschau hatte ich für die F.A.Z. Ausgabe vom 9. November 2024 verfasst.