Der Wein zum Bauernkrieg

Wie der Wein geschmeckt hat, denn die Bauern im Mai 1525 im Zuge der Plünderung von Kloster Eberbach aus dem Großen Fass getrunken haben, ist nicht überliefert. Dass sie das als Weltwunder gefeierte, 72.000 Liter fassende Weinfass beinahe zur Neige geleert und damit nachfolgend dem Verfall preisgegeben haben, ist in den Archiv allerdings akribisch festgehalten. Geschmacklich weitaus besser ist ohne Zweifel der Riesling, mit dem in Kloster Eberbach der kurzen, aber heftigen Episode des Bauernkrieg gedacht wird. Kurz, weil schon Mitte Juli der Aufstand niedergeworfen und die den Bauern gemachten Zugeständnisse widerrufen wurden.

Der Vorsitzende der Stiftung Kloster Eberbach, Julius Wagner, hat die Staatsweingüter ermuntert, zum Jubiläum „500 Jahre Bauernkrieg“ einen besonderen Wein in einer besonderen Flasche abzufüllen. Den hat die Chefönologin und stellvertretender Geschäftsführerin des Weingut, Kathrin Puff, in der Fraternei des Kloster vorgestellt. Ein stoffiger und dennoch eleganter Riesling, den Puff als „eigenständig und charaktervoll“ sowie ein wenig „eigensinnig“ beschrieb. Schließlich soll diese Cuvée aus besten Lagen des Klosters, zum Teil im Holzfass ausgebaut, der den damaligen Zeitgeist widerspiegeln. Geschmacklich dominieren Aromen von Steinobst, Pfirsich und Mango.

Der Nachteil: es gibt nur 500 Flaschen davon. Die Besonderheit: Sie tragen ein eigenwilliges Künstleretikett, für dessen Gestaltung der Rheingauer Künstler Michael Apitz gewonnen worden war. Apitz hat mit einer Rohrfeder und Sepia-Tusche im Erscheinungsbild eines Holzschnitts einen Bauern gemalt, der in der Fahne seine Forderung nach „Fryheit“ erhebt. Auch Eberbach, das Große Fass und ein Weinstock sind zu sehen. Basis war ein Motiv des Franziskaners Thomas Murner, das Apitz für seine Zeichnung aufgegriffen hat.