Mit der Neuausrichtung der hessischen Staatsweingüter verbindet die Landesregierung ambitionierte Ziele. Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) formuliert den Anspruch, zu den Spitzenweingütern Europas zu zählen!!! Oha! Die Staatsweingüter sollten die Rolle eines Flaggschiffs und eines Leuchtturms ausfüllen. Als Marke „mit Strahlkraft“ solle sie dem gesamten Rheingau Impulse geben.
Das ist nun die Mission von Christine Müller. Am 1. Januar 2026 folgt sie als Geschäftsführerin auf Dieter Greiner, der die Staatsweingüter seit 2000 geführt hatte. Müller ist in der Region gut bekannt. Sie war lange Jahre in verschiedenen Funktionen für Schloss Vollrads tätig, ehe sie 2019 zur Rheingauer Volksbank wechselte und dort bis zur Prokuristin und Bereichsleiterin für gewerbliche Immobilienfinanzierung aufstieg. Parallel ließ sie sich an EBS Universität für Wirtschaft und Recht zur Immobilienökonomin mit Master-Abschluss ausbilden.
Müller ist auf dem ehemaligen Staatsweingut Hoflößnitz in Sachsen aufgewachsen, schloss eine Winzerausbildung in Weinsberg ab und studierte Weinbau in Geisenheim. „Wein ist meine Identität“, sagte Müller bei ihrer Vorstellung. Sie nehme ihre neue „Lebensaufgabe“ mit Vorfreude, Respekt und Demut an. Die Voraussetzungen, das vom Ministerpräsidenten formulierte Ziel zu erreichen, hält sie angesichts der herausragenden Weinlagen, der modernen Kellerei, dem motivierten Team und der Rebsortenstruktur für gegeben. Bis zur Weltspitze werde es allerdings zehn Jahre dauern.
Rhein und Weinbauminister Ingmar Jung (CDU) nannten Müller eine „Idealbesetzung“. Sie verbinde ein handwerkliches Fundament mit einem akademischen Überbau und strategischem Gespür, sagte Rhein. Der Ministerpräsident gab zu, dass hinter dem Staatsweingut keine leichten Jahre liegen: „Wir wollen das nicht allzu schön reden.“ Der Kostendruck sei enorm, die Zurückhaltung der Konsumenten und der Klimawandel hinterließen Spuren.
Müller könne sich aber auf seine Rückendeckung verlassen, sagte Rhein als Antwort auf Frage nach der Bereitschaft zur Auflösung von Investitionsstaus im Weingut und zur Senkung der Personalkostenquote. Entscheidungen würden nach einer sehr sorgfältigen Bestandsaufnahme fallen. Rhein sagte, er empfinde eine „starke Verantwortung“ für das Schicksal des Staatsweingutes. Die Landesregierung lässt sich von einem Beirat aus sechs Mitgliedern beraten, dem der rheinhessische Winzer und Weingutsbesitzer Dirk Würtz vorsteht. In das Gremium, dem bislang auch Müller angehört, wurden zudem die Nahe-Winzerin Caroline Diehl und ihre Rheingauer Berufskollegin Theresa Breuer berufen. Teil der der Neuausrichtung ist ein engeres Zusammenrücken zwischen Staatsweingut und Kloster Eberbach. Rhein sagte, man wolle unter einer gemeinsamen Dachmarke zu einer „historischen Einheit“ zurückkehren. Rhein dankte zudem dem bisherigen Geschäftsführer Greiner, der in 25 Jahren die Staatsweingüter „auf besondere Weise geprägt“ habe. Dem Vernehmen nach muss über die Auflösung des bis 2027 laufenden Vertrags für Greiner noch Einigung erzielt werden.