Mainzer Weinbörse 2025

In einem für die Weinbranche schwierigen Umfeld haben die Prädikatsweingüter (VDP) die traditionsreiche Mainzer Weinbörse veranstaltet. In der Rheingoldhalle erwarteten die deutschen Spitzenweingüter an beiden Messetagen insgesamt mehr als 4000 Fachbesucher aus Handel, Gastronomie und Medien. Ihnen stellten 190 der insgesamt 202 VDP-Winzer den aktuellen Jahrgang und ausgewählte Spitzenweine vor. Die Messe ist nicht nur Branchentreffen, sondern auch als Gradmesser für Lage im Weinmarkt.

Die VDP-Weingüter stehen für einen Umsatz von knapp 450 Millionen Euro (2024) bei einem Gesamtabsatz von 35,7 Millionen Flaschen. Das sind zehn Prozent weniger als im Vorjahr (39,7 Millionen Euro Flaschen). Beim Umsatz lag das Minus aber nur bei drei Prozent.

Sie bewirtschaften mit 5800 Hektar rund 5,6 Prozent der deutschen Rebfläche. Der Export hat mit – stabil gebliebenen – 25 Prozent unverändert einen hohen Stellenwert, wobei die skandinavischen Länder, die Niederlande und die Vereinigten Staaten die wichtigsten Exportmärkte sind. Wegen der Zoll- und Handelskonflikte, aber auch wegen der globalen Überproduktion von Wein, deutlich gestiegenen Produktionskosten und veränderten Trinkgewohnheiten sieht sich die Weinbranche unter Druck. Nach Angaben von VDP-Geschäftsführerin Theresa Olkus spüren auch die Mitglieder des Verbands Absatzrückgänge „auf allen Kanälen“. Auf die Weinbörse wirke sich die angespannte Lage aber weder im Hinblick auf die Zahl der teilnehmenden Winzer noch der angemeldeten Fachbesucher aus. „Die Stimmung ist gut“, sagt Olkus, die mit ihrem Organisationsteam trotz der neuen Zollschranken auch etliche Fachbesucher aus den Vereinigten Staaten willkommen hieß.  

Angesichts der Konsumschwäche können einige VDP-Betriebe es eher verschmerzen, dass mit 2024 ein mengenmäßig kleiner Weinjahrgang zu vermarkten ist. Mit einem Ertrag von nur 46 Hektolitern je Hektar fiel der Ertrag im zurückliegenden Herbst deutlich niedriger aus als in den vier Vorjahren. Zuletzt war nur im Jahr 2010 mit 41 Hektolitern weniger Wein geerntet worden. Ursache sind die Spätfröste im Frühjahr und Pflanzenkrankheiten durch Pilzbefall im Spätsommer, die je nach Weinregion jedoch unterschiedlich dramatische Auswirkungen hatten. Frostbedingte Missernten gab es unter anderem an Saale und Unstrut, Saar, Ruwer und Aar. Weil einzelne Winzer im Extremfall sogar nur sechs Prozent ihrer üblichen Durchschnittsmenge geerntet haben, ließ der Verband es ausnahmsweise zu, dass VDP-Winzer von VDP-Kollegen Weine zukaufen und sie mit dem VDP-Adler als Gütesiegel auszeichnen und verkaufen dürfen. Statt Adler trägt der Wein den Zusatz: „Ein Wein der Solidaritätsgemeinschaft VDP“. Weitere Hilfen für die besonders gebeutelten Weingüter sind angedacht.

Gute Fortschritte sieht der Verband beim Thema Nachhaltigkeit: Bis zur nächsten VDP-Mitgliederversammlung im Sommer im Rheingau sollen alle VDP-Betriebe nachhaltig zertifiziert sein. Schon jetzt wirtschaften 82 Weingüter ökologisch, 19 davon sogar biodynamisch. Damit wird nur noch knapp 60 Prozent der VDP-Rebfläche nach konventionellen Regeln bewirtschaftet.  Qualitativ erwartet VDP-Präsident Steffen Christmann einen guten Jahrgang, „geprägt von einer kühlen Aromatik, präzisen Struktur und einer lebendigen, gut eingebundenen Säure. Die Weine besitzen Spannung“, sagt Christmann und zieht Parallelen zu den Jahrgängen 2008 und 2016. Parallel zur Weinbörse zeigten 70 Ökowinzer aus sechs Ländern im Alten Postlager Mainz auf der „Biodynamic Wine Fair“ ihre Kollektionen. Ebenfalls im „Postlager“ fand die Vinvin Fachmesse für Herkunftsweine mit 100 Erzeugern aus Rheinhessen und Nahe statt.