Die beiden hessischen Weinanbaugebiete Rheingau und Bergstraße sind von den Spätfrösten im April vergangenen Jahres unterschiedlich stark getroffen worden. Nach Auswertung der Erntemeldungen der hessischen Winzer berichtet das Weinbauamt in Eltville von starken Einbußen im nur 460 Hektar großen Anbaugebiet Bergstraße. Dort habe der Durchschnittsertrag mit 5286 Liter pro Hektar fast 26 Prozent unter dem Zehn-Jahres-Wert gelegen. Ein Rückgang, der maßgeblich auf die kältebedingten Ernteausfälle im Raum Groß-Umstadt zurückzuführen sei. Im Rheingau hingegen hätten die Winzer über alle Gemarkungen und Rebsorten hinweg einen Durchschnittsertrag von 6364 Liter je Hektar erzielt. Ein Wert, der knapp neun Prozent unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre.
Der Ernterückgang trifft die beiden Anbaugebiete in einer Phase nachlassender Nachfrage. Wie berichtet, hatte das Deutsche Weininstitut vor wenigen Tagen vermeldet, dass der Konsum im vergangenen Jahr um vier Prozent zurückgegangen ist. Damit setzt sich Trend fort. Besonders schmerzlich für die Winzer, dass sie in einem schärferen Verdrängungswettbewerb wegen höherer Kosten und Preise weiter Marktanteile verlieren. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Marktanteil um einen Punkt auf 41 Prozent. Inzwischen wird daher auch im Rheingau über die – zumindest zeitweise – Stilllegung von Flächen diskutiert.
Im Rheingau liegt die Ertragsfläche aktuell bei 3141 Hektar. Von dieser Fläche sind 2676 Hektar mit weißen und 465 Hektar mit roten Rebsorten bepflanzt. Der Riesling ist mit einem Anteil von fast 76 Prozent unverändert die dominierende Sorte. Auf den Anbau von Spätburgunder entfällt eine Fläche von 12,6 Prozent. An der Bergstraße werden rund 450 Hektar bewirtschaftet, davon sind 356 Hektar für weiße und 95 Hektar für rote Rebsorten reserviert. Der Rieslinganteil ist mit 35 Prozent deutlich geringer als im Rheingau. Stark vertreten sind ebenfalls Grauburgunder mit fast 13 Prozent und Spätburgunder mit elf Prozent. In beiden Gebieten wurden nach Angaben des Weinbauamtes jeweils 64 Prozent Qualitätswein und 35 Prozent Prädikatswein geerntet. Insgesamt gibt es in Hessen eine bestockte Rebfläche von 3636 Hektar, die im Rheingau von 440 Weingütern und drei Genossenschaften bewirtschaftet werden. Obwohl den Genossenschaft rund 80 Mitglieder angehören, entfallen auf sie mit 133 Hektar nur rund 4,2 Prozent der Rheingauer Rebfläche. An der Bergstraße zeigt sich ein ganz anderes Bild. Dort sind 137 Weingüter und zwei Genossenschaften registriert. Doch diese beiden Genossenschaften mit ihren mehr als 200 Mitgliedern bearbeiten fast 58 Prozent der Rebfläche.